So evaluieren Sie fundiert Ihre beruflichen Alternativen

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Entscheidungsfindung in der BewerbungOftmals stehen Bewerber vor der Qual der Wahl der beruflichen Entscheidungen. Bekanntlich gibt es immer zwei Seiten eine Medaille. So verfügt jede Alternative über Vorteile und meist auch Nachteile. Um zu erkennen, was konkret für die jeweilige Alternative spricht und was dagegen, braucht es eine klare und fundierte Analyse, um in Folge eine durchdachte und gute Entscheidung treffen zu können.

Gerade in Phasen der Bewerbung geht es immer wieder um das Treffen wichtiger Entscheidungen, die mitunter große Weichenstellungen auf das Leben und die eigene Karriereentwicklung haben. Zu den, im Bewerbungscoaching oftmals gestellten Fragen zählen:

  • Die berufliche Richtung: „Soll ich mich lieber in diesem oder in jenem Bereich bewerben?“.
  • Beschäftigungsform: „Soll ich weiterhin angestellt bleiben, oder soll ich mich doch endlich einmal selbständig machen?“
  • Die Wahl des Arbeitgebers: „Soll ich das Jobangebot bei dem namhaften Unternehmen annehmen, das sich gut in meinem Lebenslauf machen würde oder soll ich doch lieber zu der unbekannten Firma wechseln, bei der ich aber die spannenderen Aufgaben übertragen bekommen würde?“
  • Vollzeit-Umschulung: „Soll ich mir eine Auszeit für die Ausbildung nehmen, um dann rascher in das neue Berufsfeld einsteigen zu können, oder soll ich berufsbegleitend und damit länger die Schulung nebenbei machen?“

Keine der Fragen lässt sich leicht mit ja oder nein beantworten. Die Entscheidung hängt sehr stark von den Werten, Zielsetzungen und Lebensumstände des Einzelnen ab. Was für den einen Bewerber einen klaren Vorteil darstellt, kann für einen anderen Bewerber wieder aufgrund der Lebensumstände einen deutlichen Nachteil bedeuten. Es braucht daher eine klare Analyse der eigenen Situation, um die Frage, welche Alternative die bessere ist, fundiert beantworten zu können. Die folgende Übung können Sie alleine durchführen. Wenn Sie die Ergebnisse lieber mit einer neutralen Person reflektieren wollen, können Sie sich auch an einen Bewerbungscoach Ihres Vertrauens wenden und die Übung im Rahmen von einem Bewerbungscoaching durchführen.

Ablauf der Analyse und notwendige Voraussetzungen

Zur Durchführung der Analyse benötigen Sie einen ruhigen Raum, zumindest ein bis zwei Stunden Zeit für konzentriertes Denken und Arbeiten, einige Moderationskarten (am Besten in 3 Farben. Hier einige Beispiele für Moderationskarten) sowie Filz- oder Flipchartstifte.

Sie starten nun mit dem Auflisten der Vorteile der ersten Alternative. Was spricht dafür, dass Sie sich für diese Alternative entscheiden? Mögliche Vorteile liegen auf den Ebenen: Einkommen, Status, Weiterentwicklung, gute Station für den Lebenslauf, interessante und herausfordernde Aufgabe, Reisetätigkeit, namhafter Arbeitgeber, nettes Team, Anfahrt zum Arbeitsplatz, sympathischer Vorgesetzter etc.

Wählen Sie aus den drei Farben Ihre Lieblingsfarbe der Moderationskarten für die Auflistung der Vorteile aus und notieren Sie jeweils ein Vorteilsargument pro Moderationskarte. Wenn eine Alternative auf vielen Ebenen Vorteile verspricht, werden Sie auch zahlreiche Karten mit Vorteilen erstellen.

Bedenken Sie bei der Durchführung dieser Übung, dass es ausschließlich um Ihre eigenen Wertmaßstäbe geht. So mag beispielsweise die hohe Reisetätigkeit des Jobs für den fünfundzwanzig Jährigen Sales Manager die Aussicht auf den ersehnten Dienstwagen und damit einen Vorteil darstellen. Bei der alleinerziehenden Mutter verursacht hingegen bereits die Vorstellung des ständigen Verreisens und der nötigen Koordination für die Kinderbetreuung Stress und stellt daher für sie einen gravierenden Nachteil dar.

Lassen Sie sich daher bei der Durchführung dieser Übung niemals von den Werturteilen der anderen leiten. Beispielsweise von den Einstellungen Ihrer Eltern oder Freunde. Es geht ausschließlich darum, was Ihnen persönlich im Leben und Ihrer Karriere wichtig ist.

Wenn Sie die wichtigsten Vorteile der ersten Alternative gefunden haben, dann beginnen Sie mit dem Auflisten der möglichen Nachteile. Diese schreiben Sie wieder einzeln. Wählen Sie dafür eine zweite Farbe der Moderationskarten.

Auch mögliche Nachteile vor Augen führen

Hierbei ist Vorsicht geboten. Gerade wenn ein Jobwechsel lange herbeigesehnt wurde und die Alternative nun zum Greifen nahe ist, werden oftmals die Nachteile gerne ausgeblendet. Die weniger attraktiven Aspekte der Lösung werden schöngeredet. Beispielsweise für die hohe Fluktuation in dieser Firma werden die nicht passenden früheren Beschäftigten verantwortlich gemacht, nicht das Unternehmen oder der lange tägliche Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz wird damit beschönigt, dass man endlich wieder Zeit zum Zeitung lesen hat.

Seien Sie beim Auflisten der Nachteile ehrlich zu sich. Wenn Sie sich später trotz des Nachteils für diese Alternative entscheiden, dann wissen Sie wenigstens worauf Sie sich dabei einlassen.

Genauso wie das Schönfärben der Alternativen gibt es andererseits auch Menschen, bei denen eine große Angst vor Veränderung besteht. In diesem Fall stehen die Angst vor dem Unbekannten und die möglichen Nachteile der Alternative im Fordergrund. Es wird sozusagen „der Teufel an die Wand gemalt“. Etliche Aspekte würden dann in der Realität gar nicht oder nicht in diesem vorgestellten Ausmaß zum Tragen kommen. Meistens wird das aber in Folge nie erfahren, da sich Menschen, die sehr große Angst vor der Veränderung haben, meist bereits im Vorfeld dagegen entscheiden. Die vermuteten Nachteile und Ängste überwiegen bei weitem gegenüber der möglichen Vorteile der Alternative.

Bedenken Sie daher immer, dass es fast immer Vor- und Nachteile gibt, dass Sie sich schlussendlich für eine Alternative und einen Lösungsweg entscheiden müssen und erst in Folge in der Umsetzung erfahren werden, ob die Entscheidung die „Richtige“ war.

Es kann auch sein, dass es Aspekte einer Alternative geben kann, die Sie weder positiv oder negativ bewerten würden. Diese können Sie auf die Moderationskarten schreiben, für die Sie noch eine dritte Farbe zur Verfügung haben. Möglicherweise können Sie erst später beurteilen, ob es sich dabei eher um einen Vorteil oder Nachteil handelt.

Wenn Sie alle Aspekte, die Ihnen zur ersten Alternative eingefallen sind, auf den Karten notiert haben, wiederholen Sie diese Übung auch für die zweite Alternative, die zur Entscheidung steht.

Haben Sie dann alle Argumente, die Ihnen eingefallen sind aufgeschrieben, legen Sie die Karten sortiert nach Alternativen auf den Tisch oder auf den Boden, oder falls vorhanden hängen Sie diese auf eine Pinnwand. Welche Alternative hat mehr Vorteile? Welche hat mehr Nachteile?

Wenn Ihnen bei dem Bild noch keine Präferenz für eine Lösung auffällt, dann können Sie die Übung noch um einen weiteren Aspekt erweitern.

Bewerten der Alternativen

Bewerten Sie jedes Argument auf jeder Karte auf einer Skala von 1 bis 10. Eins bedeutet eine niedrige Bedeutung, zehn eine hohe. Beispielsweise haben Sie ein Vorteilsargument bei Alternative 1, dass mit 4 bewertet wird, und ein Vorteilsargument bei Alternative 2, das mit 8 bewertet wird. In dem Fall überwiegt der Vorteil der Alternative 2 deutlich. Achten Sie dabei auf Ihre innere Stimme. Was ist Ihnen persönlich wichtiger? Worauf legen Sie mehr Wert?

Entscheidung treffen und sickern lassen

Treffen Sie anschließend aufgrund der Bewertung nach Ihren eigenen Wertmaßstäben die Entscheidung für eine Alternative. Überschlafen Sie diese Entscheidung aber nochmals. Wie geht es Ihnen damit am nächsten Tag? Wenn Sie ein gutes Gefühl haben, dann legen Sie gleich los mit dem ersten Schritt in der Umsetzung. Wenn Sie noch Zweifel hegen, dann schauen Sie sich nochmals kritisch die Bewertung der Alternativen an und fühlen Sie in sich hinein: Ist es lediglich die Furcht vor der Veränderung, die Sie ins Zweifeln bringt oder gibt es einen Nachteil, der doch etwas massiver wirkt, als ursprünglich angenommen.

Wenn Sie diese Übung gewissenhaft durchführen, werden Sie mit Sicherheit viel sicherer bei Ihrer Entscheidungsfindung für die „passende“ Alternative.

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Über die Autorin:

Andrea JindraAndrea Jindra unterstützt seit Jahren als Bewerbungscoach Menschen bei der Karriereplanung, in Bewerbungsprozessen und bei der Selbstvermarktung.

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